Bonsai – das bedeutet, Bäume nach ihren Vorbildern in der Natur zu gestalten – nur um einige Nummern kleiner. Uralte Exemplare, die Jahrhunderte den Witterungen trotzten, haben mitunter abgestorbene Äste, deren Holz durch den Einfluss von Wind, Regen und besonders Sonneneinstrahlung ausgeblichen ist. Auch bei Bonsai kann man dieses Gestaltungselement nutzen, um das Alter eines Baumes zu unterstreichen. Dieses künstliche Altern nennt man Jin (bei Ästen) bzw. Shari (bei Stämmen).

Um bei Bonsai den Alterungsprozess zu beschleunigen und gleichzeitig das Holz vor dem Verrotten zu schützen, setzt man nach dem Entfernen der Rinde und eventuell weiteren Schnitz- oder Fräsmaßnahmen eine spezielle Jin-Lösung auf der Basis von Schwefelkalk ein, die auf das Holz aufgetragen wird. Dabei muss darauf geachtet werden, dass nur das tote Holz damit eingestrichen wird und auch keine Lösung auf die Blätter oder in die Erde gelangt.

Totholz an einer Bristlecone pine in den White Mountains in Kalifornien als Vorbild
Bild von PatternPictures auf Pixabay

Jin-Lösung und Zubehör

Im Folgenden wird die Behandlung eines toten Asten an einem 34 Jahre alten Myrtenbonsai gezeigt. Der Ast war vor einiger Zeit von selbst abgestorben. Nach dem Entfernen der Rinde wurde dem Holz einige Wochen Zeit gegeben, um zu trocknen. Vor etwa 3 Wochen erfolgte die erste Behandlung mit dem Jin-Mittel. Nun kann der Ast ein zweites Mal eingepinselt werden. Die Prozedur wird so oft wiederholt, bis der gewünschte Bleichgrad erreicht ist.

Da die Jin-Lösung schwefelhaltig und deshalb recht geruchsintensiv ist, sollte man das Ganze im Freien durchführen und das Mittel gut antrocknen lassen, bevor der Baum wieder in die Wohnung geholt wird.

vorsichtiges Auftragen der Jin-Lösung mit einem Pinsel auf den toten Ast

vorsichtiges Auftragen der Jin-Lösung mit einem Pinsel auf den toten Ast

der Ast nach der Behandlung

Ast und Wurzelansatz

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